Mannheimer Morgen: Mutiger „Flirt mit dem Tod“ | 25.05.2016

Mutiger „Flirt mit dem Tod“

Schauspiel: „Unser Theater“ zeigt Aufführung im Casablanca-Saal des Capitols

MANNHEIM. Der schaurige Sensenmann als schöne Frau -aus diesem Umkehrspiel entwickelt sich ein “Flirt mit dem Tod”. Das Bühnenstück zwischen Drama und Romanze, Erwartungen und Enttäuschungen feierte im Mannheimer Capitol bereits Uraufführung – und ist nun nochmals dort zu sehen. Im kleinen Casablanca-Saal zeigte sich das Publikum von der emotionalen Darbietung der “Unser Theater”-Akteure begeistert.
Die Inszenierung hat eine Entstehungsgeschichte, die ihrerseits bühnenreif ist: Mitwirkende Laienschauspieler und der (studierte) Regisseur Limeik Topchi waren bereits dabei, als Hansgünther Heyme, ehemaliger Intendant des Ludwigshafener Pfalzbau-Theaters, im letztjährigen Sommer als deutsch-bulgarisches Gemeinschaftsprojekt Shakespeares Drama “Der Sturm” präsentierte.

Nachfolger des “Sturms”

Beflügelt von dem damaligen Erfolg im alten Mannheimer Neckarstadt-West-Volksbad beschlossen Ensemble-Mitglieder, weiter zumachen. Der in Mannheim lebende Autor Klaus Servene schrieb das Stück: eine Art “Jedermann” – nicht für die Salzburger Festspiele, sondern für und aus Mannheim. In die groteske, aber keineswegs absurde Handlung webt er Ideen des künstlerischen Leiters Topchi genauso ein wie eigene Lyrik.

Der Tod nimmt, er gibt aber auch – Gerechtigkeit. Denn reich oder arm interessieren ihn genauso wenig wie Herkunft und Nationalität. Am Ende sind alle gleich. Das begreift in einem schmerzhaften Prozess “ein Mensch” , als er merkt, dass seine gerade gewonnenen Lotto-Millionen nichts wert sind, wenn die Zeit abgelaufen ist. Das Drei-Personen-Stück “Flirt mit dem Tod” lässt reichlich Raum für Performance. Und die setzten Guramy (Mannheimer Musiker und Texter mit schauspielerischem Talent) sowie Margarita Zarkova und Michelly Nowlly mal erotisch, dann wieder komisch um. Und weil auch nach dem Ende eines Lebens die Zukunft weiterläuft, verkündet zum Schluss ein Junge die Botschaft: “Es wird der Tag kommen…”. An dem vielleicht jene Wünsche in Erfüllung gehen, die alle Menschen bewegen – in Deutschland wie in Bulgarien oder anderswo. wam

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 25.05.2016