Morgens Yoga, abends Schnaps | 10.05.2021

Der sehenswerte Kurzfilm „Thorsten Danner im Corona-Blues“ von Limeik Topchi

rheinpfalz.de 

Der Schauspieler Thorsten Danner kann der Pandemie auch Gutes abgewinnen. Aber nicht besonders viel. Foto: Limeik Topchi

Nicole Sperk

Montag, 10. Mai 2021 

Um die Leere im Lockdown wenigstens ein bisschen zu füllen, dreht der Mannheimer Regisseur Limeik Topchi zurzeit mit seiner freien Film- und Theatergruppe „Unser Theater“ Kurzfilme. Der zweite ist jetzt bei Youtube veröffentlicht worden. Er erzählt von „Thorsten Danner im Corona-Blues“.

Thorsten Danner ist keine Romanfigur, er ist ein echter Mensch. Schauspieler und Mannheimer. Er war zehn Jahre lang Ensemblemitglied des Nationaltheaters und ist seitdem freischaffend tätig, auf Bühnen in ganz Deutschland und immer wieder auch in Österreich, wo er einst zum Schauspieler ausgebildet worden ist, am Konservatorium der Stadt Wien.

Wie der deutsche Wald ohne Regen“

Zurzeit hat Thorsten Danner aber nicht so viel zu tun, manchmal wochenlang gar nichts. „Ich fühle mich wie in einer riesigen Dürreperiode“, sagt er in Limeik Topchis Kurzfilm, „ich fühle mich wie der deutsche Wald ohne Regen.“ Er spricht über diesen Zustand in der Kulisse des Alten Volksbads in der Neckarstadt-West, zwischen uralten Wasserhähnen und moderner Kunst, in einer Badewanne liegend, Liegestütze an Wasserrohren machend. Danner spricht über die positiven Seiten von Corona, darüber, dass seine Eltern gesund sind, er selbst seit zwei Jahren keine Grippe mehr hatte, an der Supermarktkasse nun ein wohltuender Abstand gehalten wird. „Früher wurde man von der Hinterfrau im Supermarkt ja mit dem Einkaufswagen regelrecht in den Arsch gefickt“, wird er ein paar Minuten später noch sagen und sich über seinen Zusatz diebisch freuen: „Haben Sie gemerkt? Ich habe nicht das generische Maskulinum gebraucht.“ Wir sehen jemandem zu, der es genießt, endlich mal wieder eine Rolle spielen, sprich: seinen Beruf ausüben zu dürfen. Der gerne den Boshaften raushängen lässt, als er darüber sinniert, dass der Kollege, den er nie wirklich leiden konnte, nun als Fahrer bei Lieferando arbeitet und ihm manchmal Pizza in den vierten Stock bringt.

Einsamkeit und Angst

Vor allem aber sehen wir jemanden, der unter der Situation leidet, den der „ewige Lockdown“ langsam innerlich aushöhlt, der sich „grau wie Packpapier“ fühlt, der unter Einsamkeit leidet und unter der Angst, dass es ein Theatersterben geben wird und er vielleicht in Zukunft nicht mehr gebraucht werden wird. Danner lässt den Zuschauer (generisches Maskulinum!) sehr nah herankommen an sich, teilhaben an seinen Gedanken, Ängsten, an seiner Analyse der Situation: „Das Problem ist: Ich verdiene nicht annähernd so viel wie Til Schweiger.“

Der Regisseur Limeik Topchi bleibt die ganze Zeit stumm im Hintergrund. Er hat ein kurzes, aber großes Werk geschaffen, das diese sehr merkwürdige Zeit dokumentiert, in der jeder eigene Wege finden muss, mit Problemen umzugehen. Bei Thorsten Danner hat sich eine Kombination aus Lösungen als richtig erwiesen: morgens Yoga, abends Schnaps. Und der Rest, sagt er am Ende trocken, sei hinter der Bezahlschranke: „Komm doch ins Theater!“ Würden wir. Wirklich. Unglaublich gerne.