Janna Schimka begeistert in einem eindrucksvollen Film von Limeik Topchi / Fünf Künstler werden vorgestellt
Jana Schimka erzählt und tanzt im Waldpark – umgeben von knorrigen Ästen alter Bäume,
Vogelgezwitscher und herrlicher Natur. © UNSER THEATER THEATER
Sylvia Osthues
Mittwoch, 09.06.2021
Kultur ist nicht alles in Mannheim, aber ohne seine bunte, vielfältige Kulturlandschaft wäre Mannheim nichts – oder jedenfalls: nichts Besonderes. Vom Tanz bis zu den Opern, Orchestern und Bühnen, von den zahllosen Galerien und Museen bis zur Kleinkunst – Kunst und Kultur prägen das Lebensgefühl der Stadt, ihren Rhythmus, ihre Entwicklung. Künstler und Kreative haben einen enormen Anteil an der Attraktivität Mannheims, so die Meinung vieler Kunstbegeisterter. Die Stadt habe ihren Künstlern und Kulturbetrieben viel zu verdanken, sagen sie. Doch in der Pandemie sah das alles dramatisch anders aus. Fast alles fiel aus. Die meisten Proben für neue Produktionen wurden verschoben. Alle warten nun auf den Herbst und den
Beginn der neuen Spielzeit, auf mehr Impfstoff, auf Medikamente, auf weltweite Gesundung.
Der Film
Limeik Topchi, geboren 1985 in Bulgarien, freischaffender Regisseur, Schauspieler und Theaterpädagoge, bietet Künstlern, die derzeit keine Auftrittsmöglichkeiten haben, eine Bühne, und Zuschauern Kultur frei Haus. In der Reihe „Kreative Interviews“ stellt er fünf Künstler aus Mannheim vor aus den Sparten Schauspiel, Regie, Musik, Tanz, Bildende Kunst oder Literatur. Sie alle sind freischaffend und sowohl selbst künstlerisch aktiv, als auch im soziokulturellen Bereich tätig, dabei insbesondere in den Stadtteilen Jungbusch, Neckarstadt-West und Neckarstadt-Ost.
In einem Teil der Filme wirken Kinder und Jugendliche aus der von Topchi gegründeten Kindertheater- und Filmgruppe „Unser Theater“ mit, so auch beim Film „Neuer Raum“. Den Namen des Films hat Regisseur Topchi aus den Gesprächen mit Janna Schimka herausgearbeitet. „Letztendlich ist eine der Kernbotschaften, die Pandemie kreativ nutzen, um für sich neue Räume zu finden“, erklärt er.
Im „Zwischenraum“
Janna Schimka offenbart im Film ihre Sicht auf Pandemie und Lockdown. Corona ist für sie „eine Chance, alte und erstarrte Lebensmuster anzuschauen, die Unsicherheit der Situation zu relativieren und mit Hilfe der Natur und ihres Tanzkörpers positiv zu transformieren in einen neuen Raum, der für Schimka nur ein „Zwischenraum“ ist. Im freien Tanz mit jungen Tanz- und Theaterbegeisterten der Gruppe „Unser Theater“ auf dem Alten Meßplatz, umgeben vom Lärm der Großstadt, erobert sie sich einen Raum ganz für sich allein.
Was ihr jetzt wichtiger geworden ist: „Viel mehr Zeit für mich selbst, Zeit mit sich alleine zu sein in der Natur draußen“. Und so spielt als Kontrast zum Stadtbild an der Alten Feuerwache ein großer Teil des Films im Waldpark. Knorrige Äste alter Bäume, Vogelgezwitscher, herrliche Natur: Da lässt es sich leben, träumen und tanzen. Konträr dazu der letzte Teil des Films, der einen Einblick in die performerische Arbeit von Janna Schimka bietet. Barfuß auf Eisenbahngleisen laufend endet ihr verzweifeltes Anrennen gegen einen Prellbock – Sinnbild für Pandemie und Lockdown – schließlich in der Erkenntnis, dass kein Mensch alleine existiert.